Vier Fragen an: Rebecca Franz-Wippermann
Geschäftsführerin FiBL Deutschland e.V. und Bereichsleiterin Zirkuläre Tierhaltung
Warum steht das Thema Tierhaltung auf den Öko-Feldtagen im Fokus?
In der ökologischen Landwirtschaft nimmt die Tierhaltung eine besondere Position ein: Der Einsatz von Wirtschaftsdüngern auf Basis tierischer Ausscheidung und damit der Erhalt von geschlossenen Nährstoffkreisläufen spielt dabei eine zentrale Rolle. Daneben steigert sie die Biodiversität und trägt zu einem nachhaltigeren Ökosystem bei. Außerdem ist das Thema Tierwohl und ethische Verantwortung, was durch die Gesellschaft immer mehr nachgefragt wird, in der ökologischen Landwirtschaft schon lange präsent.
Neben dem inhaltlichen Aspekt zeigten uns die Besuchenden-Befragung der letzten Öko-Feldtage, dass die Tierhaltung als dritthäufigster Grund eines Besuchs angegeben wurde. Bislang haben wir diese Nachfrage aber nur mit einem kleinen Angebot über Ausstellenden und Innovationen beantworten können. Das möchten wir in Zukunft ausbauen.
Was erwartet die Besuchenden?
Wir haben ein vielfältiges Programm und Angebot, das viele Aspekte der Tierhaltung berücksichtigt. So wird es einen zentralen „Treffpunkt der Tierhaltung“ geben, von dem alle Führungen rund um das Thema Tier starten. Das Wassergut Canitz öffnet dafür seine Stall- und Weidetore, sodass Besuchende Einblicke in einen Kompostierungsstall, in Waldweidesysteme oder in die Beweidung von Auen bekommen. Daneben gibt es einen Schwerpunkt zur mobilen Schlachtung, zu dem verschiedene Führungen, Ausstellende und Vorträge zu sehen sind. Apropos Vorträge: Natürlich gibt es wieder ein Tier-Forum mit vielen spannenden Vorträgen.
Zusätzlich konnten wir neue Ausstellende im Tierbereich gewinnen, um den Besuchenden Einblicke in das Portfolio verschiedener Fachfirmen zu bieten. Als besonderes Highlight stellt die Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen (GEH) Schafe und Rinder aus, um einen Einblick in die Rassevielfalt zu geben, die vor allem für den Öko-Sektor eine wichtige Bedeutung hat.
Tiere auf den Öko-Feldtagen – wie ist das vereinbar mit Tierwohl?
Uns ist bewusst, dass die Ausstellung von Tieren einen besonderen Anspruch an uns als Veranstalterin stellt. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass der tatsächliche Kontakt und das Erleben der verschiedenen Tiere und Rassen vor Ort eine große Bedeutung für die Wahrnehmung der Besuchenden haben. Um dem Thema Tierwohl gerecht zu werden, haben wir viele Aspekte berücksichtigt: Wir ermöglichen den Tieren ausreichend viel Platz und Schatten sowie einen Rückzugsbereich. Außerdem halten wir die Dauer der Tiere vor Ort so kurz wie möglich, sie reisen als Letzte an und als Erste wieder ab. Wir arbeiten eng mit der zuständigen Veterinärbehörde und der GEH e.V. zusammen, da vor allem letztere sehr viel Erfahrung mit Tieren auf Ausstellungen hat. Ihnen obliegt auch die Pflege der Tiere vor Ort.
Wie lassen sich Tierhaltung und Wasserschutz kombinieren?
Es gibt vielfältige Möglichkeiten Tierhaltung und Wasserschutz zu kombinieren, sie erfordern jedoch mehr Planung. Wenn es richtig gemanagt wird, trägt die Tierhaltung sogar zum Schutz beziehungsweise zur Verbesserung von Wasserressourcen bei.
Das beginnt mit der Unterbringung in der vegetationsfreien Zeit. Denn eine ganzjährige Weidehaltung besonders in wassersensiblen Gebieten gefährdet die hohen Qualitätsanforderungen der Böden. Die Haltung in den Ställen während der kalten Jahreszeit bringt wiederum besondere Anforderungen an die landwirtschaftliche Bauweise mit sich – Stichwort Abflusssicherheit. Mit einem guten Weidesystem, zum Beispiel mit einer Rotationsbeweidung, können Böden stabiler und somit ein Erosionsschutz aufgebaut werden. Durch die Rotation werden die Nährstoffeinträge durch die Tierexkremente reduziert und somit die Wasserqualität geschützt. Generell spielt die Düngung, egal ob mit oder ohne Weide, eine zentrale Rolle beim Thema Wasserschutz. Ein weiteres Mittel zur Schonung von Wasserressourcen ist die Verwendung von Regen- und Brauchwasser. Hier gibt es inzwischen viele intelligente Systeme, die sicher und nachhaltig sind.
Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte oder sogar live sehen will, wie Tierhaltung im Wasserschutzgebiet funktionieren kann, der kommt am besten am 18. + 19. Juni auf die Öko-Feldtage.
Rebecca Franz-Wippermann, Geschäftsführerin FiBL Deutschland e.V. und Bereichsleiterin Zirkuläre Tierhaltung
Ansprechpartner*innen
Carsten Veller
Presse
presse.oeft(at)fibl.org
Tel. +49 69 71 37 699-420