Resümée der Premiere in Baden-Württemberg
Diese Öko-Feldtage waren wieder ganz besonders. Die FiBL Projekte GmbH zeigte in enger Zusammenarbeit mit dem Hof Grieshaber & Schmid, dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) und der SÖL, dass eine solche Großveranstaltung auch auf einem Privatbetrieb reibungslos klappen kann. Paulina Gundlach und Carsten Veller berichten im Interview von den Einzelheiten.
Paulina Gundlach, Projektleitung – Kommunikation & Personal
Carsten Veller, Projektleitung – Programm & Netzwerk
Matthias Saathoff, Projektleitung – Infrastruktur & Beschaffung (in Elternzeit)
2023 gab es ziemlich viele Neuerungen: Das erste Mal ein Privatbetrieb und kein Versuchsgut, das erste Mal in Baden-Württemberg. War das ein Wagnis?
Carsten Veller: Wir waren überzeugt, dass es klappen kann. Wie gut, das hat uns schlichtweg begeistert! Das war nur möglich durch die hervorragende Zusammenarbeit und dem vollen Einsatz des Hofes Grieshaber & Schmid und des MLR. Die Schwerpunkthemen des Hofes und des Landes Baden-Württemberg bezüglich Ökolandbau haben wir in vielen attraktiven Angeboten für unsere überwiegend regionalen Besucher*innen im Team aufbereitet. Ob Bewässern, Agrophotovoltaik, Robotik in der Hacktechnik oder modernes Management in der Milchviehhaltung: Die Öko-Feldtage boten Praxis pur. Darüber hinaus konnten sich die Besucher*innen bei fast 350 Ausstellenden, darunter auch alle wichtigen Verbände, Fachrichtungen von Universitäten und Projektvorstelllungen, umfassend informieren.
Stichwort Umstellung: Waren die aktuellen Marktturbulenzen und ihre Folgen zu spüren, sprich das Interesse an Umstellungsangeboten geringer?
Paulina Gundlach: Von den zu langsam wachsenden Umstellungszahlen war auf den Öko-Feldtagen oft die Rede. Allerdings mit einem positiven Blick nach vorne und der Vision: Wir können es schaffen. Auf der Bühne zum Forum „Markt und Politik“ wurde darüber heiß diskutiert. In Zeiten, die für den Ökolandbau nicht einfach sind, hatten die Öko-Feldtage somit eine sehr wichtige Funktion: Sie zeigten 350 Ausstellenden und 12.000 Besucher*innen, dass sie mit der ökologischen Wirtschaftsweise auf dem richtigen Weg sind, auch wenn es nicht immer steil nach oben geht. Ein Drittel unserer Besucher*innen, die auch Landwirt*innen sind, wirtschaften konventionell. Auch wenn lange nicht alle auf Bio umstellen wollen: Sie interessieren sich für umweltschonende Methoden. Umstellungsinteressierte fanden auf den Öko-Feldtagen eine riesige Informationsplattform und viele Angebote von Verbänden und der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau, die rege genutzt wurden.
Was waren aus Ihrer Sicht die thematischen Highlights?
Carsten Veller: Die Starkregenereignisse und Hitzeperioden in diesem Sommer zeigten einmal mehr die Auswirkungen der Klimakrise, die sich durch viele Angebote der Öko-Feldtage 2023 zog wie ein roter Faden. Landwirt*innen suchen nach Lösungen, von denen sie viele komprimiert auf den Öko-Feldtagen anschauen konnten. Ein Publikumsmagnet war wieder einmal die Sonderfläche, auf der Hacken ihr Können in einem Selleriebestand auch im hängigen Gelände beweisen mussten. Rund 100 Führungen zu Themen von Agroforst über Bodenfruchtbarkeit, Sonderkulturen wie Mohn, Kichererbse und Hirse bis hin zur Ökozüchtung waren teils so voll, dass einige Besucher*innen auf den nächsten Termin vertröstet werden mussten. Großer Andrang war stets im Stall, wo Reinhard Grieshaber zusammen mit weiteren Expert*innen die Rinderhaltung des Betriebs inklusive Vorbereitung des Weidegangs vorstellte.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis der Öko-Feldtage 2023?
Carsten Veller: Wir sind sehr zufrieden mit der Weiterentwicklung der Öko-Feldtage, mit den Zahlen an Ausstellenden und Besuchenden und der ganz besonderen Atmosphäre. Die Rückmeldung vom MLR an uns fiel positiv aus. Diese erste Veranstaltung in Baden-Württemberg sei ein großer Impulsgeber und eine Art Leuchtturmprojekt für die ökologische, aber auch die gesamte Landwirtschaft im Ländle gewesen. Die optimale Zusammenarbeit mit dem Privatbetrieb Grieshaber & Schmid am neuen Standort konnte nur funktionieren, weil drei Generationen und drei Familien den Hof gemeinsam bewirtschaften und somit die Verantwortung und Integration der Öko-Feldtage in den Betriebsalltag auf vielen Schultern ruhten. Dieser enge Bezug zur Praxis machte die Öko-Feldtage 2023 neu und besonders.
Paulina Gundlach: Die Evaluation zeigt, dass auch Ausstellende (72%) und Besucher*innen (91%) mit der Veranstaltung (voll und ganz) zufrieden waren und sehr wahrscheinlich in zwei Jahren wiederkommen. 81 % der Ausstellenden zeigen sich (sehr) zufrieden mit dem Austausch und den Gesprächen mit den Besuchenden. Was uns besonders freut: Es war sehr viel junges Publikum auf den Öko-Feldtagen, darunter Schüler*innen, Student*innen und Junglandwirt*innen, die die Öko-Feldtage als willkommene Plattform für Vernetzung nutzten. Dasselbe gilt für Frauen in der Landwirtschaft.
Was nehmen Sie mit für die Planung der Öko-Feldtage 2025?
Paulina Gundlach: Unser Grundkonzept der Öko-Feldtage hat sich bewährt: Der Hof, auf dem sie stattfinden ist immer ganz eng mit den Schwerpunkten der Veranstaltung verwoben. 2025 in Sachsen wird sich auf dem Wassergut Canitz alles um Wasser und Landwirtschaft drehen. Der Betrieb ist seit 1994 ein Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke und hat das Ziel, die Trinkwasserressourcen im Einzugsgebiet der Wasserwerke zu schützen. Die Erfahrungen, die wir auf den bisherigen Öko-Feldtagen gemacht haben, können wir nie 1:1 übertragen. Sie helfen jedoch enorm, die neuen Themen wieder kreativ am neuen Standort umzusetzen. Und die wunderbare Atmosphäre eines Festivalcharakters für die Öko-Feldtage müssen wir auf jeden Fall erhalten. Auf die Umsetzung freuen wir uns!
Das Trio aus Matthias Saathoff, Paulina Gundlach und Carsten Veller (von re. nach li.) leitet die Öko-Feldtage 2023. Foto: Henrik Müller
Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit Eröffnungsgästen und Akteuren aus seinem Ministerium, dem FiBL, der SÖL, dem Biohof Grieshaber & Schmid, dem BÖLW und weiteren Organisationen. Foto: Marzena Seidel, FiBL
350 Ausstellende und 12.000 Besuchende erlebten auf den Öko-Feldtagen 2023 die Kraft und Innovation der ökologischen Wirtschaftsweise. Foto: Henrik Müller