Demoparzellen und Versuche
Die Demoparzellen und Versuchsflächen auf den Öko-Feldtage 2019 waren für Profis wie für Laien eine Augenweide. Auf 1.200 Parzellen hatten die Besucher*innen die Möglichkeit, sich rund 70 Kulturen und viele verschiedene Sorten und Versuche anzusehen und sich mit Experten auszutauschen.
Der Bedarf an Pflanzenproteinen ist groß, der Anbau in Deutschland gewinnt weiter an Fahrt. Proteinpflanzen wie Erbsen, Ackerbohnen, Lupine und Soja waren deshalb auf den Feldtagen populär vertreten. Auch der Anbau von Körnerleguminosen in Mischkultur (Gemengeanbau) mit anderen Arten wurde als eine Methode gezeigt, um das Risiko zu senken und die zur Verfügung stehenden Landfläche besser zu nutzen. Im Zuge von häufigen Wetterextremen sind solche neuen Methoden für immer mehr Landwirte interessant.
Populationszüchtungen für Ertragsstabilität
Moderne Landrassen, sogenannte heterogene Populationen, waren auf den Versuchsfeldern der Uni Kassel (Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz) und beispielsweise auf den Demoparzellen der Arbeitsgemeinschaft biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter zu sehen. Sie sind das Ergebnis der Kreuzung von sorgfältig ausgewählten Sorten oder Elternlinien, die einem natürlichen oder künstlichen Selektionsdruck ausgesetzt werden. Sie stellen eine Möglichkeit dar, sich auf veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Durch ihre große Vielfalt können Sortenmischungen und heterogene Populationen außerdem Stress durch z. B. Trockenheit oder starke Nässe besser abpuffern als Reinbestände und erreichen dadurch eine Ertragsstabilität. Der Anbau von Populationen kann bei steigenden Unsicherheiten wirtschaftliche Vorteile aufweisen. Das Besondere an heterogene Populationen: durch die Wiederaussaat eines Teils der Ernte entwickeln sie sich über die Jahre weiter, sowohl durch natürliche Selektion, aber auch in geringem Maße durch Rekombination und Mutation, findet eine regionale Anpassung an die vorgefundenen Bedingungen statt. Noch sind die Populationen eine Nische und Zukunftsmusik. Seit dem Jahr 2014 ist es jedoch möglich Populationen von Weizen, Mais, Gerste und Hafer anzumelden und zu vermarkten. Die bisherigen Erfahrungen mit Weizenpopulationen sind vielversprechend und mit der ab Anfang 2021 geltenden neuen EU-Öko-Verordnung sollen heterogenen Populationen als „heterogenes Material“ dauerhaft rechtlich verankert werden.
Fruchtfolge neu gedacht mit der Staffelkultur
Einem spannenden Ansatz geht das Projekt Soja on Top ¬vorgestellt im Zelt des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen ¬nach: Der Anbau von Soja ohne Flächenkonkurrenz durch Mischanbau in Weizen und Silomais. Anstatt zu warten, bis eine Kultur geerntet wurde, wird die Folgekultur (in diesem Beispiel Soja) bereits während der Saison in die bestehende Kultur (Weizen oder Mais) eingesät. Eine Mischkultur, aber zeitlich gestaffelt. Etwaige Mindererträge des Weizens sollen durch die Ernte der eingesäten Kultur mehr als ausgeglichen werden. Vorteile dieser Methode wäre unter anderem, dass die vorhandene Fläche effizienter genutzt ist und das Risiko des Anbaus gesenkt werden kann. Die Entwicklung dieses Anbausystems wird von der Uni Gießen und verschiedenen Partnern in Angriff genommen. Auch in der Schweiz gibt es bereits ein Projekt, das diesen Ansatz verfolgt.
Fruchtfolgen auf den Betriebstyp abstimmen
Hohe Aufmerksamkeit erfuhren auch die beispielhaften Fruchtfolgen für viehhaltende und viehlose Betriebe auf den Versuchsflächen sowie die Möglichkeit für Besucher*innen, interaktiv eigene Fruchtfolgen zusammenzustellen: Die Kulturen standen in Töpfen zum Kombinieren für die eigenen Äcker bereit. Denn geeignete Fruchtfolgen erhalten die Bodenfruchtbarkeit, senken den Unkraut- und Krankheitsdruck.
Kompost wird immer wichtiger
Das große Thema Kompost wurde in der Komposthalle in Foren diskutiert, Maschinen zum Umsetzen live vorgeführt. Es ging um Kompostierung von Festmist und Kleegras, das Für und Wider für den Einsatz und das Potenzial von Biogut- und Grüngutkomposten. Auf dem Feld zu sehen: der Prototyp einer Kartoffelpflanzmaschine, die in Zusammenarbeit zwischen der Agrartechnik der Universitäten Göttingen und Kassel und der Firma Grimme entwickelt wurde. Sie appliziert beim Pflanzen zusätzlich Kompost in die Pflanzreihe. Ziel der Kompostapplikation ist die Kontrolle der Wurzeltöterkrankheit Rhizoctonia solani.