Öko-Feldtage Fachwissen mit Charme und Konzept

Die vier­ten Öko-Feld­ta­ge fin­den am 14. und 15. Juni zum ers­ten Mal in Baden-Würt­tem­berg statt und zum ers­ten Mal auf einem Pri­vat­be­trieb, dem Bio­hof Gries­ha­ber & Schmid in Dit­zin­gen, nahe Stutt­gart. Bio­TOPP inter­view­te den Pro­jekt­lei­ter „Pro­gramm & Netz­werk“ der Öko-Feld­ta­ge, Cars­ten Vel­ler, und einen der Betriebs­lei­ter des Hofes Gries­ha­ber & Schmid, Dani­el Gries­ha­ber, zu Kon­zept und Beson­der­hei­ten der Öko-Feld­ta­ge 2023.

Warum wechseln die Öko-Feldtage 2023 nach Baden-Württemberg?

Cars­ten Vel­ler: Es gehört zum Grund­kon­zept der Öko-Feld­ta­ge, dass sie bun­des­weit wech­seln und der Hof, auf dem sie statt­fin­den immer ganz eng mit den Schwer­punk­ten der Ver­an­stal­tung ver­wo­ben ist. Schon 2019 kam das Minis­te­ri­um für Ernäh­rung, Länd­li­chen Raum und Ver­brau­cher­schutz (MLR) Baden-Würt­tem­berg auf uns zu mit dem Wunsch die Öko-Feld­ta­ge ins Länd­le zu holen. Die Lan­des­re­gie­rung von Baden-Würt­tem­berg will den Anteil der öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft bis 2030 auf 30 bis 40 Pro­zent stei­gern. Von den der­zei­ti­gen 14,5 Pro­zent bis dahin ist es noch ein wei­ter Weg. Die Öko-Feld­ta­ge sind eine von vie­len Maß­nah­men, den Bio­an­teil zu steigern.

Warum gibt es nach 2022 direkt 2023 die nächsten Öko-Feldtage?

Vel­ler: Pan­de­mie­be­dingt muss­ten wir unse­re „nor­mal geplan­ten“ Öko-Feld­ta­ge 2021 auf der Hes­si­schen Staats­do­mä­ne Glad­ba­cher­hof auf 2022 ver­le­gen. Um wie­der in den gewohn­ten Rhyth­mus der unge­ra­den Jah­re zu gelan­gen und auf­grund des neu­en Stand­or­tes bie­ten wir die Öko-Feld­ta­ge 2023 an. Eine enor­me Her­aus­for­de­rung für alle Aus­stel­len­den und für das Ver­an­stal­tungs­team. Die über 300 ange­mel­de­ten Aus­stel­len­den zei­gen das gro­ße Inter­es­se an die­sem Ver­an­stal­tungs­for­mat, denen ich auf die­sem Weg ein gro­ßes Dan­ke­schön für das Ver­trau­en sagen möch­te. Die nächs­ten Öko-Feld­ta­ge sind 2025 geplant.

Wie kann ein Familienbetrieb eine so große Veranstaltung packen?

Dani­el Gries­ha­ber: Es ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung die gan­zen Vor­be­rei­tun­gen für die Öko-Feld­ta­ge in den Hof­all­tag zu inte­grie­ren. Aber wir haben so auch eine ein­ma­li­ge Chan­ce unse­re Über­zeu­gun­gen und unse­re vor­bild­li­che Wirt­schafts­wei­se einer brei­ten Öffent­lich­keit zu prä­sen­tie­ren. Im Vor­feld haben wir schon sehr gute neue Kon­tak­te geknüpft und beim The­ma Bewäs­se­rung kön­nen wir ver­schie­de­ne Sys­te­me ken­nen­ler­nen, die wir gege­be­nen­falls direkt nach den Öko-Feld­ta­gen rea­li­sie­ren. Wir füh­ren den Hof mit drei Gene­ra­tio­nen und mit drei Fami­li­en. Inso­fern packen vie­le Hän­de mit an. Es funk­tio­niert nur als Fami­lie! Zudem bekom­men wir vom MLR, vom FiBL und vom Bio­land­ver­band per­so­nel­le Unterstützung.

Was ist neu am Konzept der Öko-Feldtage 2023, was bewährt?

Vel­ler: Im Mit­tel­punkt steht wei­ter der Hof­or­ga­nis­mus. Sein Schwer­punkt Feld­ge­mü­se­bau ist auch ein Schwer­punkt der Öko-Feld­ta­ge. Wir zei­gen auf einer Sel­le­rie­flä­che bei­spiels­wei­se die moderns­te Hack­tech­nik und auf einer Flä­che von etwa einem Hekt­ar Mög­lich­kei­ten der Bewäs­se­rung: ganz prak­tisch auf dem Acker, mit Fach­leu­ten und Fir­men. Ein wei­te­res The­ma, dass eng mit dem Hof ver­wo­ben ist: der Kar­tof­fel­an­bau. Diver­se Bera­tungs­diens­te demons­trie­ren viel­fäl­ti­ge Aspek­te zum öko­lo­gi­schen Kar­tof­fel­an­bau. Sie zei­gen über 20 ver­schie­de­ne Sor­ten, dar­un­ter zahl­rei­che neue Züch­tun­gen, Hack­tech­nik und Bewässerung.

Auch Agri-Photovoltaik ist ein Schwerpunkt.

Vel­ler: Die Kli­ma- und die Ener­gie­kri­se erfor­dert schnel­les Han­deln. Agri-Pho­to­vol­ta­ik mit der Dop­pel­nut­zung der Flä­chen wird als neu­er stra­te­gi­scher Ansatz für die Land­wirt­schaft heiß dis­ku­tiert. Wir neh­men die­sen Impuls auf, zei­gen Bei­spiel­an­la­gen und bie­ten die Platt­form für den Aus­tausch zu den vie­len offe­nen Fra­gen rund um Agri-PV. Baden-Würt­tem­berg hat vie­le Modell­pro­jek­te dazu im Land lau­fen, das MLR, die Uni­ver­si­tät Hohen­heim und das Fraun­ho­fer Insti­tut ISE sowie die Aus­stel­len­den ste­hen als Expert*innen für alle Besu­chen­den zur Verfügung.

Welche Rolle kommt dem Hof im Programm zu?

Gries­ha­ber: Wir sind im engen Aus­tausch mit dem FiBL und bau­en unse­re Erfah­run­gen in vie­le Pro­gramm­punk­te mit ein. Bei­spiels­wei­se wird es Füh­run­gen im Stall geben. Auch beim The­ma Bewäs­se­rung und Feld­ge­mü­se­bau sind wir Betriebs­lei­ter bera­tend tätig. Das­sel­be gilt für Demons­tra­ti­ons­par­zel­len: Wir ken­nen unse­re Böden und unter­stüt­zen den Ver­suchs­tech­ni­ker bei der Anla­ge der Parzellen.

Und die Tierhaltung? Welche Besonderheiten können die Besucherinnen und Besucher hier anschauen?

Gries­ha­ber: Seit der Bio-Umstel­lung im Jahr 1981 ist die Her­de unse­rer Milch­kü­he von 35 auf mitt­ler­wei­le 270 gewach­sen und wir haben die Hal­tung mit vie­len Maß­nah­men wei­ter ent­wi­ckelt. Weil uns Nach­hal­tig­keit in der Land­wirt­schaft sehr wich­tig ist, hal­ten und züch­ten wir eine Zwei­nut­zungs­ras­se: Fleck­vieh. Die Milch­leis­tung der Her­de beträgt seit letz­tem Jahr – auch auf­grund sehr guter Grund­fut­ter­qua­li­tä­ten – im Durch­schnitt über 9.000 Kilo­gramm je Kuh. Den Weg bis heu­te stel­len wir gemein­sam mit unse­rem Ver­band auf den Öko-Feld­ta­gen vor. Wir wer­fen außer­dem einen Blick in die Zukunft: wie wir die Wei­de­hal­tung ein­füh­ren und die Ver­mark­tung ent­wi­ckeln wol­len. Zudem infor­mie­ren Aus­stel­len­de rund um den Stall unter ande­rem über Füt­te­rung, Sys­te­me für Tier­mo­ni­to­ring und Käl­ber­auf­zucht sowie ver­schie­de­ne Stall­aus­stat­tung wie Trän­ken oder Entmistungsanlagen.

Welche wissenschaftlichen Institutionen haben Sie mit ihm Boot?

Vel­ler: In die­sem Jahr haben wir kei­ne Uni­ver­si­tät als Mit­ver­an­stal­te­rin. Aller­dings prä­sen­tiert die Uni­ver­si­tät Hohen­heim auf ver­schie­de­nen Flä­chen, wie z.B. auf den Demo­par­zel­len und im Agri-PV-Spe­cial ihr brei­tes Enga­ge­ment im Bereich Land­wirt­schaft. Zusätz­lich koor­di­niert das Kom­pe­tenz­zen­trum Öko­land­bau der Uni Hohen­heim die Prä­senz der wei­te­ren Unis und FH aus Baden-Würt­tem­berg. Über das MLR sind alle land­wirt­schaft­li­chen Insti­tu­te des Lan­des mit im Boot und gestal­ten die Öko-Feld­ta­ge mit, so bei­spiels­wei­se das Land­wirt­schaft­li­che Tech­no­lo­gie­zen­trum (LTZ), die Staats­schu­le für Gar­ten­bau (SfG), das Land­wirt­schaft­li­che Zen­trum Baden-Würt­tem­berg (LAZBW) und weitere.

Ver­an­stal­tungs­ort Bio­hof Gries­ha­ber & Schmid: Schwer­punk­te und Standortfaktoren

Cars­ten Veller
Pro­jekt­lei­ter der Öko-Feldtage –
Pro­gramm & Netzwerk

Dani­el Grieshaber
Einer von vier Betriebs­lei­tern des Bio­hof Gries­ha­ber & Schmid. Er führt den Hof zusam­men mit Bru­der Rein­hard und Schwä­ge­rin Mir­jam Gries­ha­ber sowie Cou­sin Ger­hard Schmid.