Interview mit Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Georg-Ludwig von Breitenbuch zu den Öko-Feldtagen 2025 in Sachsen

Die Öko-Feldtage finden erstmals in Mitteldeutschland, im Bundesland Sachsen statt. Der Staatsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch wird am 18.6. die Öko-Feldtage auf dem Wassergut Canitz eröffnen und an weiteren Programmpunkten am ersten Veranstaltungstag teilnehmen. Warum hat das Land Sachsen die Öko-Feldtage in ihr Bundesland geholt und was bietet der sächsische Landesauftritt? In unserer Rubrik „Vier Fragen an…“ sprachen wir mit dem Landwirtschaftsminister.

1. Wo liegen die Stärken der sächsischen Landwirtschaft und insbesondere der Öko-Landwirtschaft?

Von Breitenbuch: In Sachsen arbeiten gut ausgebildete Betriebsleiterinnen und -leiter, die die natürlichen Standortbedingungen hervorragend nutzen und wertvolle Lebensmittel erzeugen. Die Struktur der sächsischen Betriebe, ökologisch als auch konventionell wirtschaftend, ist vielfältig. Die mittlere Betriebsgröße liegt bei 150 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Spannweite reicht von großen leistungsfähigen Betrieben, auch im Öko-Bereich, die für den Markt qualitativ hochwertige Waren erzeugen, bis hin zu kleineren Betrieben mit hofnaher Veredelung, die direkt für Verbraucher produzieren. Sächsische Bio-Betriebe stehen hierbei für Innovation, so z. B. durch die Ausweitung des Anbaus von Bio-Soja oder Bio-Feldgemüse.

2. Warum finden die Öko-Feldtage 2025 in Sachsen statt und was bedeutet das für die sächsische Landwirtschaft?

Der Ökolandbau ist ein wichtiger Bestandteil der sächsischen Landwirtschaft. Dank seiner vielfältigen und innovativen Produktion als auch regionalen Verankerung, wächst die gesamte Bio-Branche in Sachsen seit Jahrzehnten beständig und marktgerecht – von der Urproduktion bis zur Veredelung. Es gibt also eine vitale Bio-Branche in Sachsen und ganz Ostdeutschland. Deshalb sind die Öko-Feldtage als bundesweit bedeutendste und größte Veranstaltung für den Ökologischen Landbau in Sachsen genau am richtigen Platz.

Auf dem Wassergut Canitz werden auf über 30 Hektar Veranstaltungsgelände Neuerungen gezeigt, Forschungsergebnisse diskutiert und Maschinen im Einsatz getestet. Landwirtinnen und Landwirte können während der Öko-Feldtage Methoden des Ökolandbaus kennenlernen und sich zu Klimaanpassungsstrategien informieren. Auch im Bereich der beruflichen Bildung sind die Öko-Feldtage anerkannt und geschätzt. So haben sich bereits zahlreiche Berufs- und Fachschulklassen für Führungen oder eines der vielen Fortbildungsangebote angemeldet. Durch die Öko-Feldtage in Sachsen wird ein Beitrag dafür geleistet, dass sich landwirtschaftliche Unternehmen vernetzen, Praktiker, Experten sowie Berater aus dem Berufsstand ins Gespräch kommen und sich inspirieren lassen. Ich hoffe, dass die Landwirtschaft zusammenrückt und sich die ökologische und konventionelle Wirtschaftsweise wieder vermehrt als Teil eines Ganzen begreifen.

3. Auch der Ökolandbau hatte immer schon den ganzen Weg der Lebensmittel vom Feld bis auf den Teller im Blick. Inwiefern zeigt das sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft auf den Öko-Feldtagen auch seine Unterstützungsangebote für regionale Wertschöpfungsketten in diesem Bereich?

Natürlich sind die Verarbeitung und Vermarktung als auch die regionale Wertschöpfung Themenfelder, welchen im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft eine hohe Bedeutung zukommt – sogar in Form eines eigenen Fachreferates. Die Veredelung von Agrarprodukten vor Ort trägt zur Wertschöpfung bei und erhält Arbeitsplätze im Freistaat Sachsen. Das ist im Sinne unserer Landwirtschaftsbetriebe, aber auch im Sinne der sächsischen Ernährungswirtschaft.

Zur Veranschaulichung zeigen wir auf dem sächsischen Landesauftritt exemplarisch den Weg heimischer Hülsenfrüchte vom Feld bis zum Lebensmittel. Dieser Weg heimischer und regional erzeugter Lebensmittel von der Saat bis zum fertigen Produkt ist nur ein Beispiel und steht sinnbildlich für die Vielfalt auf Sachsens Äckern und die Wertschöpfung insgesamt. Aber auch verschiedene Vernetzungsplattformen sind vertreten und zeigen an ganz praktischen Beispielen den Mehrwert regionaler Wertschöpfungsketten, die nicht nur ein Standortvorteil, sondern in bewegten Zeiten auch ein Thema der Versorgungssicherheit sind. Auf den Öko-Feldtagen steht den Besucherinnen und Besuchern ein konsequent regionales Speisenangebot zur Verfügung, was dies noch einmal verdeutlicht – als neuartige Produkte oder in traditionellen Rezepturen.

4. Sie sind selbst Landwirt, Herr von Breitenbuch. Welche der Ausstellungsthemen auf den Öko-Feldtagen interessieren Sie persönlich ganz besonders? Was empfehlen Sie den Besuchenden?

Die Öko-Feldtage bieten eine reichhaltige Palette der verschiedensten Themen rund um nachhaltige Landwirtschaft, so dass eine Empfehlung schwerfällt. Als Landwirtschaftsminister wünsche ich mir eine Stärkung der Tierhaltung in Sachsen, also freue ich mich, dass viele Aussteller interessante Neuerungen auf diesem Gebiet zeigen, so z. B. die moderne Technik im Bereich der Nutztierhaltung. Wir sehen bei den Öko-Feldtagen beispielsweise, wie innovative Konzepte mit tiergerechter Haltung verbunden werden können – etwa durch die extensive Waldweidehaltung am Beispiel des Wasserguts Canitz. Die Ergebnisse dieses Pilotprojektes zeigen, dass eine solche Weidenutzung aus Sicht von Tier und Natur positive Effekte haben kann.

Ein weiteres spannendes Beispiel ist der Kompostierungsstall mit Dinkelspelz als Einstreu. Dieses Verfahren verbindet Komfort und Hygiene für die Tiere mit einer hochwertigen Kompostierung des Stallmistes und der Nutzbarmachung von Sekundärrohstoffen aus der Verarbeitung von Getreide.

Der Landesauftritt des Freistaates Sachsen legt einen Fokus auf die aktuell relevantesten mobilen Schlachtsysteme für die so wichtige Anwendung direkt auf den Betrieben. Hier müssen wir noch an verschiedenen Stellschrauben drehen, um diese Systeme erfolgreich einsetzen zu können. Aber natürlich gilt mein Interesse auch den innovativen Möglichkeiten der Bewässerung im Pflanzenbau mit den entsprechenden Vorführungen.

Für Landwirte aus Sachsen ist aber auch interessant zu erfahren, wie sie von einer direkten Zusammenarbeit mit den Behörden des Freistaats profitieren können. Hier setze ich mich als Staatsminister besonders für Bürgernähe und Bürokratieabbau ein. Für den Bereich des Ökolandbaus seien als Beispiele die Bio-Partnerbetriebe oder das Praxisnetzwerk Planting Green genannt. Die Öko-Feldtage bieten neben der Vernetzung unter Praktikern auch die Chance erfolgreiche Investitionen vorzubereiten und mit den vielen Anbietern für Technik und Betriebsmittel ins Geschäft zu kommen.

Staatsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU)

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