Vier Fragen an: Bernhard Wagner

Geschäftsführer der Wassergut Canitz GmbH und Gastgeber der Öko-Feldtage 2025

Was treibt Sie um beim Thema Landwirtschaft in Wasserschutzgebieten?

Bernhard Wagner: Landbewirtschaftung und Wasserschutz sollten immer Hand in Hand gehen. Als Vergleich: „Die beste Wildschadensprävention ist, wenn Landbewirtschafter und Jagdausübungsberechtigter ein und dieselbe Person sind!“ Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass ein erfolgreicher präventiver Gewässerschutz immer realisierbar ist – es gibt jedoch ein paar Grundvoraussetzungen dafür. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Landbewirtschaftung und Wasserversorgungsunternehmen sollten auf Augenhöhe erfolgen. Das ist bereits der erste Punkt, warum es an anderen Stellen oft nicht funktioniert. Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass leider immer noch die Vorgaben der EU-Nitratrichtlinie mit den Instrumenten wie der Düngeverordnung in vielen Regionen nicht zum gewünschten Ziel führen. An dieser Stelle kann nur die Landwirtschaft helfen, indem sie zum Umweltdienstleister für den jeweiligen Wasserversorger bzw. das jeweilige Wassereinzugsgebiet wird.

Durch welche konkreten Maßnahmen konnten Sie die Nitratwerte kontinuierlich senken?

Bernhard Wagner: Die Leipziger Wasserwerke, mit uns als Tochterunternehmen, haben sich bereits 1990 für das Instrument „Ökolandbau als Landbewirtschaftung für einen präventiven Grundwasserschutz“ entschieden. Der Anteil des wasserschutzorientierten ökologischen Landbaus beträgt inzwischen etwa zehn Prozent der landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen in den Wasserschutzgebieten der Wasserwerke. Diesen entwickeln wir kontinuierlich durch eigene wissenschaftliche Untersuchungen (Anbauversuche, Saugplattenanlagen, gezielte F&E-Projekte etc.) weiter. Insgesamt liegt der Anteil der ökologischen Flächenbewirtschaftung bei rund 14 Prozent.

Allein die Umstellung unserer Flächen auf ökologischen Landbau hat bis 2002 bereits eine signifikante, spürbare Reduktion der Nitratwerte bewirkt. Um diesen Trend weiter zu verstärken, wurden ab 2002 mit nahezu allen Landbewirtschaftern in den Trinkwasserschutzgebieten der Leipziger Wasserwerke Umweltdienstleistungsverträge abgeschlossen. Grundlage der Verträge sind fundierte Aussagen über maximal tolerable N-Salden, die für nahezu alle landwirtschaftlichen Flächen in den Wasserschutzgebieten vorliegen. Wird der tolerable Ziel-N-Saldo eingehalten bzw. unterschritten, erhält jeder landwirtschaftliche Flächenbewirtschafter entsprechend vertraglicher Vereinbarung mit den Leipziger Wasserwerken diese Umweltdienstleistung vergütet. Dabei ist die Form der Bewirtschaftung egal – entscheidend ist die Zielerreichung des Umweltindikators.

Inzwischen haben wir im Rohmischwasser, das regelmäßig am Standort (Trinkwasserschutzgebiet) Canitz-Thallwitz analysiert wird, eine mittlere Nitratkonzentration von unter 15 mg/l erreicht. Das Trinkwasserschutzinstrument „wasserschutzorientierter ökologischer Landbau“ hat in diesem Kontext im Vergleich zu allen anderen Bewirtschaftungsformen die Nase vorn, da das Thema Pflanzenschutzmittelrückstände in dem von uns praktizierten Ökolandbau schlichtweg keine Rolle spielt.

Das Wassergut liegt im Mitteldeutschen Trockengebiet. Was sind Ihre Strategien bei immer geringeren Sommerniederschlägen?

Bernhard Wagner: An unserem Standort fehlen uns in den letzten zehn Jahren in Summe fast zwei komplette Jahresniederschläge. Selbst 2024, das „gefühlt“ regenreicher war, hat den langjährigen Mittelwert nicht erreicht.

Die klimatischen Veränderungen sind spürbar und lassen sich auch anhand von Zahlen belegen. Besonders im sogenannten mitteldeutschen Trockengebiet, der Leipziger Tieflandsbucht, stehen wir vor erheblichen Herausforderungen. Aufgrund der geringen Niederschläge und den damit deutlich niedrigeren potenziellen Sickerwasserraten können wir uns nur deutlich geringere Stickstofffrachten erlauben als in regenreicheren Gebieten Deutschlands. Hier mussten wir uns bereits frühzeitig auf die klimatischen und geohydrologischen Standortgegebenheiten einstellen.

Aus diesen Gründen beschäftigen wir uns mit Anbausystemen, die eine hohe Wassernutzungseffizienz haben, also insgesamt weniger Wasser benötigen und somit zu einer stabilen Grundwasserneubildung beitragen. Gleichzeitig weisen diese Anbausysteme eine hohe Stickstoffeffizienz auf und haben ein geringeres Nitrataustragspotenzial. Da höhere Erträge auch mehr Wasser benötigen, könnte der ökologische Landbau mit seinen oft niedrigeren Erträgen, die ihm häufig negativ ausgelegt werden, neue Potenziale bieten.

Warum wollten Sie Austragungsort der Öko-Feldtage 2025 sein?

Bernhard Wagner: Nachdem wir von der Ausschreibung „Austragungsort der bundesweiten Öko-Feldtage 2025“ erfuhren, haben wir in Abstimmung mit unserem Gesellschafter, den Leipziger Wasserwerken, unsere Bewerbung eingereicht. Da wir das Thema „Wasserschutz“ für extrem wichtig erachten, war unser Ziel, die ökologische Landbewirtschaftung im Zusammenhang mit aktivem Wasserschutz stärker in den Fokus zu rücken. Dabei haben wir unsere Bewerbung an zwei Bedingungen geknüpft: Die Öko-Feldtage 2025 sollten unter das Schwerpunktthema „Wasser“ gestellt werden, und es sollte – bzw. konnte – keinen Großraumparkplatz im Kern eines so sensiblen Trinkwasserschutzgebietes geben.

Bernhard Wagner, Geschäftsführer der Wassergut Canitz GmbH 

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