Gladbacherhof: Forschungs- und Wirtschaftsbetrieb

Unse­re Foto­gra­fin war Mit­te Juni auf der Hes­si­schen Staats­do­mä­ne Glad­ba­cher­hof unter­wegs und hat vie­le Ein­drü­cke fest­ge­hal­ten. Machen auch Sie sich ein Bild vom Hofgut.

  • Der Lehr- und Ver­suchs­be­trieb der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­si­tät Gie­ßen hat vie­le For­schungs­fel­der. Leh­re und For­schung ist sei­ne Haupt­auf­ga­be. Der land­wirt­schaft­li­che Betrieb selbst muss jedoch wirt­schaft­lich arbeiten.

  • Die Mit­tel­ge­birgs­la­ge der Hes­si­schen Staats­do­mä­ne Glad­ba­cher­hof ist ein typi­scher Stand­ort für Öko­land­bau mit Dau­er­grün­land, Feld­fut­ter­bau und Acker­bau. Die Hän­ge sind ero­si­ons­ge­fähr­det. Wissenschaftler*innen erfor­schen des­halb, mit wel­chen Metho­den die Ero­si­on ver­hin­dert bzw. gemil­dert wer­den kann.

  • Kli­ma­schutz und ‑anpas­sung ist ein wich­ti­ges The­ma der Pra­xis­for­schung auf dem Glad­ba­cher­hof und auf den Öko-Feld­ta­gen 2021. Eine in die­sem Früh­jahr neu ange­pflanz­te Agro­forst­flä­che soll Erkennt­nis­se dar­über brin­gen, wie sich Pflan­zun­gen von ver­schie­dens­ten Bäu­men auf den Acker auswirken.

  • Ver­schie­dens­te Bäu­me wie zum Bei­spiel Pap­peln, Apfel- und Birn­bäu­me sowie Eis­bee­re sol­len den Boden mit ihren Wur­zeln vor Ero­si­on schüt­zen und Nütz­lin­ge anlo­cken. Der­zeit ste­hen Acker­boh­nen auf der Fläche.

  • Der Glad­ba­cher­hof ist spe­zia­li­siert auf die Saat­gu­ter­zeu­gung von Wei­zen, Rog­gen, Gers­te und Tri­ti­cale als Som­me­rung wie Win­terung. Die Ware wird hof­ei­gen gerei­nigt und auf­be­rei­tet und an Bio­be­trie­be in Hes­sen, Deutsch­land, aber auch ins euro­päi­sche Aus­land vermarktet.

  • Bei Wei­zen­sor­ten wird immer häu­fi­ger Gran­nen­wei­zen nach­ge­fragt. Er schmeckt den Wild­schwei­nen nicht, die ansons­ten häu­fig gro­ße Schä­den anrich­ten und ist zudem resis­ten­ter gegen Trockenheit.

  • Zwei Her­den schwarz-bun­ter Milch­kü­he, ins­ge­samt 90 Tie­re, leben auf dem Glad­ba­cher­hof. Von Früh­jahr bis zum Herbst ste­hen sie jeden Tag auf dem hof­na­hen Dau­er­grün­land. Die weib­li­che Nach­zucht ver­bleibt auf dem Hof, oder wird als Zucht­vieh an ande­re Bio­be­trie­be ver­kauft. Die Milch­leis­tung liegt bei 8.500 Litern pro Jahr. Mehr noch zählt die Lebens­leis­tung der Tiere.

  • Kar­tof­feln der Sor­te Gold­ma­rie und Sora­ya bekom­men auf Däm­men beson­ders viel Son­ne ab. Die Unkraut­re­gu­lie­rung erfolgt mit Hacke und Strie­gel. Vier Hekt­ar erge­ben eine Ern­te von cir­ca 120 Ton­nen. Ein Groß­teil dient als Saat­gut und Kun­den des Hof­la­dens kön­nen sie kau­fen und kosten.

  • Im schon 23 Jah­re dau­ern­den Acker­bau­ver­such erpro­ben Ver­suchs­tech­ni­ker und Ver­suchs­tech­ni­ke­rin­nen wie sich ver­schie­de­ne Frucht­fol­gen, Dün­ge­tech­ni­ken und Boden­be­ar­bei­tung auf die Boden­frucht­bar­keit und den Humus­ge­halt aus­wir­ken. Wich­tigs­te Erkennt­nis­se: Die vieh­lo­se Frucht­fol­ge führt zu Humus­ab­bau; die pflug­lo­se Bear­bei­tung führt zu 10 % Min­der­ertrag. Foto: Franz Schulz

  • Seit sechs Jah­ren fin­den Lan­des­sor­ten­ver­su­che für Wei­zen und Soja auf dem Glad­ba­cher­hof statt. Als Auf­trags­ar­beit füh­ren die Nord­hes­sen noch wei­te­re Sor­ten­ver­su­che durch, bei­spiels­wei­se eine Leis­tungs­prü­fung für den Dot­ten­fel­d­er­hof bei Frankfurt.

  • Ein wei­te­res For­schungs­ge­biet: die Humus­wir­kun­gen von Körn­er­le­gu­mi­no­sen. Acker­boh­nen, Erb­sen, Lupi­nen und Soja wer­den mit Wei­zen ver­gli­chen. Die Wissenschaftler*innen unter­su­chen, wie viel Stick­stoff in den ein­zel­nen Kul­tu­ren im Boden ver­bleibt, wie die Wur­zeln die Boden­ga­re beein­flus­sen und wie die Nähr­stof­fe ver­füg­bar sind.

  • Im Pro­jekt „Soja on Top“ steht die Soja zwi­schen Win­ter- und Som­mer­wei­zen. Sie wird wäh­rend der Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode in die bestehen­de Kul­tur ein­ge­sät. Ziel der Ver­su­che ist es, ein Anbau­sys­tem zu ent­wi­ckeln, das die Anbau­si­cher­heit für Soja erhöht und kei­nen zusätz­li­chen Flä­chen­be­darf aufweist.

  • Wei­te­re Vor­tei­le von Soja on top: eine höhe­re Bio­di­ver­si­tät und die Streu­ung des Risi­kos. Kniff­lig: Landwirt*innen müs­sen die bei­den Kul­tu­ren geson­dert ern­ten, was die Anpas­sung der vor­han­de­nen Maschi­nen vor­aus­setzt. Wie es geht, wird auf dem Glad­ba­cher­hof in ver­schie­de­nen Vari­an­ten erprobt.

  • Im Hof­la­den ste­hen hof­ei­ge­ne Kar­tof­feln und Apfel­saft sowie ein bunt gemisch­tes Zukauf­an­ge­bot von wei­te­ren Pro­duk­ten, vie­le davon aus der Regi­on, zum Ver­kauf. Das Fleisch von hof­ei­ge­nen Kühen wird von einem regio­na­len Metz­ger ver­ar­bei­tet und frisch sowie tief­ge­fro­ren in Teil­stü­cken und als Sala­mi, Schin­ken und Dau­er­fleisch angeboten.